monkey. / Schallter
VÖ: 22.04.2016
SCHALL017 (180g Doppel-Vinyl mit Liner Notes von Robert Rotifer in EN&DE)
Vertrieb: Rough Trade
Kontakt: monkey.
Was war, was wurde, wo & wie hat es begonnen? Für Edek Bartz, 1946 in einem Lager in der Sowjetunion geboren, und Albert Misak, 1947 im Wien der Nachkriegszeit zur Welt gekommen, eine Frage, die sie ihr Leben lang begleitet. Angeregt durch Shlomo Carlebach, den berühmten „singenden Rabbiner aus New York“, begannen sie schon im Teeanger-Alter, ihre jüdischen Wurzeln freizugraben und selbstbewusst auszustellen. Tagsüber als Plattenverkäufer und Elektrotechniker tätig, gründeten die beiden Schulfreunde 1966 die Les Sabres und suchten von Beginn an ein Publikum auch abseits der einschlägigen Gemeinde Wiens. Die Sabres traten auch in katholischen Klöstern, Arbeiterheimen, auf Friedensmärschen und Vergnügungsbällen auf - ein Album und zwei Singles zeugen davon.
Letztlich begann man sich ernsthaft mit der Geschichte und Tradition der eigenen, doch (noch) fremden Musik zu beschäftigen. Unter den Pseudonymen Edward Geduldig & Albert Thimann veröffentlichte das Duo in Folge vier Alben, die in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für gehöriges Aufhorchen in der Wiener Szene (und darüber hinaus) sorgten. Erstmals ging hier die Tradition jiddischer Musik eine Hochzeit mit kosmopolitischen, zeitgenössischem Pop-Verständnis ein, ohne aber ein Amalgam der Stilvorlagen und Welten zu intendieren. Das erste Album („Kum aher du filosof“) wurde von André Heller finanziert, mit ihrem speziellen, exotischen, doch mit der Stadt untrennbar verbundenen Sound stießen Geduldig & Thimann in Folge sogar in die Charts vor.
1992 begab sich das Duo schließlich nach New York, um mit Protagonisten der dortigen Jazz- und Avantgarde-Szene dem Forschungs- und Entdeckungsdrang nochmals Nachdruck zu verleihen. Könner wie Don Byron, Elliott Sharp, Guy Klucevsek, Arnold Dreyblatt, Ruth Rubin, Andy Statman & Mark Feldman fügten dem Klezmer-Klang von Geduldig & Thimann ihre individuelle Note hinzu. Der Bogen reichte vom reinen Solo-Gesang bis zur instrumentalen Auflösung im Bereich des Free Jazz, vom Kinderchor bis zur Verwendung präparierter Instrumente - die Auseinandersetzung mit jiddischer Musik und deren Transformationen gebiert hier einen neuen, raum- und zeitübergreifenden Klangkosmos. „A Haymisch Groove“ wurde so unmittelbar zu einem Dokument einer legendären Reise zu den Urgründen des eigenen Ichs. Die CD erschien aber nur in einer kleinen Auflage, war rasch vergriffen und lange gesucht.
Nun erscheint „A Haymish Groove“ in Kooperation mit der Wienbibliothek, der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7) und dem Zukunftsfonds Österreich erstmals auf Vinyl, limitiert auf 750 Stück. Herausgeber ist das seit Anfang der achtziger Jahre aktive Schallter-Label, das anno 2014 von Walter Gröbchen wiederbelebt wurde. Die Liner Notes fügte Robert Rotifer bei. Bei der Cover-Gestaltung arbeitete man eng mit der Wiener Fotografin Christine de Grancy zusammen. Dabei wurden die bereits Jahrzehnte archivierten Bilder von Edek Bartz und Albert Misak unter großer Sorgfalt eingescannt und so digital für die Weiterverarbeitung bereitgestellt. Begleitet wird die aufwendige Veröffentlichung von archivarischen Aktivitäten (Geduldig & Thimann haben der Wienbibliothek ihren künstlerischen Vorlass zur Verfügung gestellt) und einer sehr persönlich gehaltenen Crowdfunding-Kampagne.
Tracklisting:
A1: der Kammenitser khossid
A2: Chanukka
A3: Vallakh
A4: di Zokenmakherkes
A5: eyn luftmensch in Lahore
B1: borukh
B2: Kotsk
B3: Stetl Metl
B9: Zhankoye
C1: Transylvanian Softwear
C2: Chiribim
C3: Gerer rikkud, nigun Lubavitch
D1: Voliner
D2: di mame is gegangen
D3: Maximoffs Doina
Präsentation:
ab 13.04.2016 – Jüdisches Museum im Zuge der Ausstellung „Stars of David – Wien – New York – Hollywood“
21.04.2016 – Albumpräsentation in der Wienbibliothek