monkey.
VÖ: 30.10.2015
MONCD132 (Digipack-CD)
MONLP019 (12" Vinyl + CD)
Vertrieb: Rough Trade
Kontakt: monkey.
„Da gibt es nach wie vor viel zu entdecken. So bin ich etwa auf "Sir" Oliver Mally's Blues Distillery gestossen.“ Es spricht: Hans Krankl. Dass die österreichische Fussball-Legende auch ein exquisiter Musikkenner ist, weiß man seit der Radio Wien-Sendung „Der Nachtfalke“. In Plattenläden greift der prominente Programmgestalter bewusst auch zu neuen, unbekannten Namen. Jener von Mally, einst ein Fragezeichen, ist ihm heute aber mehr als geläufig. Der Grund: die Musik, die der steirische Singer/Songwriter komponiert und interpretiert. „Das hat mich regelrecht umgehauen“, resümiert Goleador Krankl. „In Amerika wäre "Sir" Oliver Mally ein absoluter Topstar.“
Nun mag man Ex-Fussballer möglicherweise nicht als ultimative Referenz gelten lassen (vor allem, wenn man kein „Rapidler“ ist) – aber Krankls Favorit aus dem Süden Österreichs hat sich auch in Fachkreisen über die Grenzen des Landes hinaus einen Namen gemacht. Und das, obwohl – oder gerade weil – er nicht zu den Dogmatikern zählt, die nichts gelten lassen abseits der reinen Lehre und engen Nische. Call it Contemporary Blues! Von Mally, dieser „Mischung aus Genie und Kobold“ („Tiroler Rundschau“), hat man Bob Dylan-, Gram Parsons- oder Nirvana-Interpretationen („Smells Like Teen Spirit“) genauso gehört wie mit viel Feingefühl adaptierte Nachstellungen seiner Vorbilder Albert King, Buddy Guy, John Lee Hooker, B.B. King oder Albert Collins. „Der Autodidakt bekam mit fünfzehn Jahren seine erste Gitarre“, vermerkt Wikipedia – und benennt das Gründungsjahr der „Blues Distillery“: 1990.
Seit damals ist viel Wasser die Mur hinuntergeflossen. „Shapeshifter ist Oliver Mallys vierundzwanzigstes (!) Album. Und gewiss nicht sein letztes. Es ist in vielerlei Hinsicht ein neuer Entwurf und frischer konzeptiver Ansatz, manche Stücke erinnern mit ihrem ätherischen Sound und fein gewirkten Arrangements fern an Mark Knopfler und Dire Straits. Songs wie "Sleep Well My Love", "Marie" oder „Meet Me (On The Riverbank)“ sind einerseits sehr persönlich und intim gehalten, im Zusammenspiel mit dem Multiinstrumentalisten Martin Moro gelingt Mally aber ein phänomenaler emotionaler und handwerklicher Reife- und Wirkungsgrad. "Shapeshifter" erreicht mühelos internationales Niveau – ein Umstand, der sich nicht zuletzt im high-endigen Klangbild (Mastering: Hans-Jörg Maucksch, Pauler Acoustics) widerspiegelt. Dieses Album verdient es, auf adäquatem Equipment und mit offenen Ohren gehört zu werden.
Auf Tour ist der „beste Blues-Sänger des Landes“ (Samir H. Köck, „Die Presse“) sowieso ständig – zwischen Hamburg und Budapest, Graz und Waidhofen an der Thaya, aber zwischendurch auch gern mal beim Himalayan Blues Festival in Nepal. „Amadeus“-Nominierungen und gleich dreizehn Kategorie-Trophäen im Kritiker-Poll des Magazins „Concerto“ haben im Reisegepäck eher keinen Platz, dafür ist sein Instrument unverzichtbar. „Er spielt seine Gitarre noch selbst, er singt mit Hingabe, Herz und Seele, er spürt sich“, resümierten die „Oberösterreichischen Nachrichten“. „Und er schert sich so wenig um Konventionen, wie sich (leider) viel zu wenige in Österreich um ihn scheren.“ Was sich baldigst ändern wird, promised. Not only for Austria.