VÖ: 20.04.2024 (RSD 2024) SCHALL076
LP, 12” Black Vinyl in gefüttertem Innensleeve, 4-Seiten-Beiblatt,
Limited Edition (500 Stk., handnummeriert)
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Es handelt sich um ein Record Store Day Produkt und ist ab 20.04. in allen teilnehmenden Plattenläden erhältlich.
Der Artikel ist nicht Sold Out!
Bestellungen hier im webshop sind ab Mo. 22.04. 21:00 möglich.
Tracklist:
A1 Stahlstadtkinder
A2 Ich Sprenge Alle Ketten
A3 Typische Mädchen
A4 Schichtarbeiterprogramm
A5 Dein Vater Ist Dagegen
A6 Ich Geh Nie Wieder Arbeiten
A7 Blöd Im Hirn
A8 Janine D
A9 Mir Ist Die Welt Heut Viel Zu Rund
B1 Niemand Hilft Mir
B2 Streetcornerhero
B3 Alle Wollen Glücklich Sein
B4 Ohne Dich Kann Ich Nicht Schlafen Gehn
B5 Die Ganze Welt Tanzt So Wie Du
B6 I Need Somebody (Live)
B7 Stahlstadtkinder (Demo)
Die Linzer Band Willi Warma war ein Phänomen mit schmalem Werk, aber weitreichender Wirkung. Eigentlich in gewisser Weise mehr ein Mythos als popmusikalische Realität, die sich zu einer dauerhaften Karriere hätte ausbauen lassen. Willi Warma galten in ihrer Glanzzeit in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren als "sexiest band alive" und waren weltberühmt in Oberösterreich - doch ihre Strahlkraft reichte durchaus auch für Auftritte im Wiener U4, wo sie die angesagten Hauptstadtbands mit druckvollen Klängen und körperbetonter Bühnentheatralik herausforderten.
Der Band um den charismatischen Sänger Kurt Holzinger gebührt die Ehre, die inoffizielle Linz-Hymne "Stahlstadtkinder" komponiert zu haben, die mit ruppigem Offbeat-Rhythmus ein postindustrielles, oppressives Ödland beschreibt: "Stahlstadtkinder immer im Duell / Stahlstadtkinder leben viel zu schnell / Stahlstadtkinder in den Stahlfabriken / Und abends besoffen in den Discotheken“
Ansonsten waren Willi Warma, angemessen verrucht nach einem gestrickten englischen Peniswärmer benannt, ein klassische Band des Überganges zwischen zwei jugendkulturellen Milieus: Ursprünglich beeinflusst von den Rolling Stones, den Stooges und den Glamrockbands der frühen Siebziger gehörten sie zu den ersten, die nach London pilgerten und mit Singles der Sex Pistols und The Clash zurückkehrten.
Daraus wurde ein giftiger Cocktail gebraut, zu dem aber auch eine harte, punkige Version des Schlagers "Ich sprenge alle Ketten" von Ricky Shayne gehörte - ein Vorgeschmack auf das, was bald als Neue Deutsche Welle bekannt werden sollte.
Zu dieser Zeit wurde in Linz-Urfahr das heute nicht mehr existierende Café Landgraf als unorthodoxe Rock and Roll-Location entdeckt und Willi Warma avancierten zur Hausband einer sich gerade erst formierenden Punk-Szene. Es war eine Zeit der hohen energetischen Verdichtung, in der das Quartett sich mit den anderen Linzer Lokalheroen Miss Mollies Favourites a la Beatles und Stones matchten - und meistens den Sieg davontrugen, vor allem bei den Girls.
Dass daraus nicht mehr gemacht werden konnte, ist ein kleines Drama der österreichischen Popgeschichte. Willi Warma schafften es nie ganz, ihre Live-Energie auf Tonträger zu transformieren und sie pendelten einigermaßen unentschlossen zwischen englischen und deutschen Texten und zwischen Pop, Punk und R&B, ohne sich auf eine klare Linie festzulegen.
Dabei gelangen immer wieder geniale Songs wie die Konrad Bayer-Vertonung "Niemand hilft mir", doch nie ein Album, das den Stellenwert der Band in der österreichischen Szene markiert hätte. So war die Willi Warma-Ära bereits 1983 wieder vorbei. Mittlerweile sind mit Kurt Holzinger, Peter Donke und Julius Zechner bereits drei der vier Bandmitglieder verstorben. Der Mythos jedoch lebt - bis heute. Und 2024 erscheint - zum Record Store Day in limitierter Auflage - erstmals (!) ein Vinyl-Album im Longplay-Format, das das Gesamtwerk von Willi Warma zusammenfasst. Wie könnte es anders heißen als „Stahlstadtkinder“? Es ist jedenfalls für Fans, Sammler und an österreichischer Pop-Historie Interessierte eine essentielle Neuerscheinung.